Der Kinderschutzbund warnt: Bereits jedes vierte deutsche Kind im Grundschulalter leidet unter Stress. Doch was sind die gängigen Stressauslöser und was kann gegen sie unternommen werden? Wir klären über die Hauptursachen von Stress bei Kindern auf und erläutern, inwiefern Sie als Eltern dabei eine Rolle spielen.
Warum leiden Kinder unter Stress?
Der häufigste und offensichtlichste Stressauslöser bei Kindern ist die Schule. Schon Grundschüler verspüren den Druck, gute Noten zu erreichen. Die Mischung aus neuen Erfahrungen, negativem Verhalten der Mitschüler, Leistungsdruck und hohen Erwartungen der Eltern löst Stress bei Kindern aus. Von Kind zu Kind ist die Anfälligkeit unterschiedlich hoch. Manche fühlen sich beim Lernen für eine Prüfung gestresst oder wenn ihre Versetzung Ende des Jahres nicht sicher ist. Andere geraten schon unter Druck, wenn sie zu viele Hausaufgaben haben oder diese nicht rechtzeitig erledigen konnten. Wieder andere werden durch Mobbing gestresst. Hinzu kommt, dass – speziell in Familien mit mehreren Kindern oder zwei Berufstätigen – Zeitdruck gang und gäbe ist. Der Tag beginnt hektisch und endet in Chaos, sodass es an Ruhephasen mangelt. Manchmal bleibt nicht einmal Zeit für ein Frühstück. Schlafmangel ist ebenfalls ein Grund für Stress beim Kind.
Psychotherapeutin Daniela Stoye sagt, Eltern leben ihrem Nachwuchs Stress vor, speziell aufgrund der beruflichen und finanziellen Belastung im Alltag. Das mag dazu führen, dass sogar Kinder, die noch nicht das Schulalter erreicht haben, unter Stress leiden. So hat eine Studie der Universität Leipzig ergeben, dass zwölf Prozent der Kindergartenkinder in Deutschland erhöhte Anzeichen von depressiver Verstimmtheit und Ängstlichkeit an den Tag legen.
Leidet mein Kind unter Stress?
Im Folgenden wird ein Blick auf häufige Symptome von Stress bei Kindern geworfen:
- Kopfschmerzen (und Ohrenschmerzen)
- Appetitlosigkeit
- Hautreizungen wie Ausschlag
- Nägelkauen
- Probleme bei der Konzentration
- sehr ängstliches Verhalten
- Schlafstörungen
- bricht leicht in Tränen aus
- Wutanfälle und Temperamentausbrüche
Die Anzeichen mögen von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Eltern sollten daher jegliche Verhaltensveränderungen untersuchen und nachforschen, ob Stress der Auslöser für plötzliches Ungehorsam oder schlechte Noten ist.
Stress bei Kindern: das hilft
Ein bisschen Druck schadet Kindern nicht, denn sogenannter positiver Stress kann sie sogar produktiver machen. Es entsteht ein Adrenalinschub, durch den der Körper vermehrt das Hormon Cortisol produziert. Das Kind erhält dadurch quasi einen Energieschub, was z. B. während der Prüfungszeit von Vorteil ist. Sollten Kinder hingegen komplett überfordert, seelisch belastet, depressiv oder krank sein, muss eingegriffen werden. Der Griff zu Medikamenten ist – wenn überhaupt – die letzte Option. Besser ist es, wenn Eltern sich ausreichend Zeit für ihre Sprösslinge nehmen. Sie sollten die Kinder nicht mit hohen Erwartungen belasten und nicht den eigenen Stress auf den Nachwuchs abfärben lassen. Schlechte Noten dürfen nicht hart bestraft werden, und bei guten Leistungen sollte das Kind gelobt werden und liebevolle Anerkennung erhalten.
Wichtig ist, dass Kinder Ruhephase erhalten, um Energie zu tanken, nachzudenken und zu entspannen. Man kann z. B. am Wochenende etwas unternehmen, nachmittags spazieren gehen oder zusammen spielen. Das stundenlange Sitzen vor dem Fernseher oder Computer hingegen wird nicht als Ruhephase oder Entspannungstechnik empfohlen, denn es bietet nur noch mehr Reize, die das kindliche Gehirn überfluten. Das Einnehmen einer gemeinsamen Mahlzeit am Abend mit einem lockeren Gespräch kann bereits Wunder wirken.
Autorin: Devika Fernando (Google+ Profil)
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