Ich bin Lehrerin an einer Gesamtschule und ich muss gestehen, das Bild, welches von diesen Schulen oftmals vermittelt wird, entspricht der Wahrheit. Jeden Tag werde ich mit immer neuen negativen Dingen konfrontiert, welche mich wütend machen, aber auch gleichzeitig hilflos. Ich mag schon gar nicht mehr zur Arbeit gehen, jeden morgen fahre ich mit Angst im Bauch zur Schule. Wenn ich in der Klasse bin, stehe ich den Schülern gegenüber, das heißt, denjenigen, welche überhaupt zum Unterricht in die Schule kommen, aber erreiche sie nicht.
Sehr gerne schiebt man die Schuld auf die Perspektiven, welche fehlen, wenn sie die Schule verlassen, oder auch auf die Eltern. Dieses Nichterreichen meiner Schüler belastet mich sehr. Ich fühle mich leer und ausgebrannt. Würde mich sehr interessieren, ob hier jemand ähnliches kennt.
Leider kenne ich das Gefühl nicht aus beruflicher Sicht, aber ich kann es sehr gut nachvollziehen. Bei meiner beruflichen Tätigkeit höre ich immer wieder von solchen Fällen, in denen die Lehrer es gut meinen mit den Schülern, ihnen Hilfestellung geben wollen, wo sie nur können, es aber nicht angenommen wird. Mancher Lehrer muss heutzutage froh sein, wenn seine Schüler zum Unterricht erscheinen. Man macht und tut und möchte gerne, aber es erfolgt keine Resonanz. Und ob da auch wirklich die Eltern dran Schuld haben sei mal dahin gestellt. Ich kann deine Angst und deine Wut nachvollziehen. Nachvollziehen kann ich auch, dass sich aus deinen Sorgen eventuelle Depressionen entwickeln. Ich kann dir nur weiterhin Kraft und Stärke wünschen.
Das Falscheste was du in deiner Situation tun könntest, wäre dir selbst die Schuld daran zu geben, dass du deine Schüler nicht erreichst. Du versagst ja nicht in dem Moment, wo dir keiner deiner Schüler zuhört. Wie du schon geschrieben hast, wenn sie denn überhaupt zum Unterricht erscheinen. Deine Wut und deine Angst sind auf die Dauer gesehen nicht gut für deine Gesundheit und denk mal an die Schüler oder Schülerinnen, welche gerne an deinem unterricht teilnehmen. Die sind ja auch noch da. Vielleicht hilft dir ja die Einstellung eines anderen Lehrers, der sich einfach nur denkt, wer nicht will, der hat schon.
Na ja, die Einstellung, wer nicht will, der hat schon, ist ja nu auch nicht so das Gelbe vom Ei. Hört sich auch sehr krass an. Aber du musst das alles mal von einem anderen Gesichtspunkt aus sehen. Als Lehrperson bietest du eine Dienstleistung an. Entweder man nutzt sie, oder man lässt es bleiben. Ob diese Einstellung nun gerade nachahmenswert und vorbildlich ist sei jetzt mal dahin gestellt. Aber ich würde mal darüber nachdenken, denn diese Einstellung könnte sie davor schützen sich zu sehr Gedanken und Sorgen zu machen. So kommt auch nicht diese Wut und Angst in einem hoch. Am besten ist es wirklich die Sache mit mehr Gelassenheit zu betrachten.