Bis 1928 hieß das autogene Training autosuggestives Training. Das ist kein Zufall. 1926 war der franz. Apotheker Émile Coué gestorben. Der hatte durch seine enormen praktischen Erfolge die Autosuggestion in wenigen Jahren zu einer weltberühmten Selbsthilfe-Methode gemacht. Zehntausende Hilfesuchende kamen jedes Jahr aus aller Welt zu ihm und aus seinen unentgeltlichen, öffentlichen Sitzungen sind keine Misserfolge berichtet, im Gegenteil!
Man fuhr nicht einfach geheilt oder gebessert von Coué nach Hause sondern mit einer ganz neuen Vorstellung vom Leben und den eigenen Möglichkeiten. Dieser kleine, bescheidene Apotheker zeigte dem Betroffenen, wie er sich selbst helfen kann. Wie Prometheus in der griechischen Sagenwelt den Göttern das Feuer entwendet und es den Menschen gebracht hatte, so nahm E.Coué den "Göttern in Weiß" das Feuer der alleinigen Erleuchtung und versetzte den einfachen Menschen in die Lage, sich selbst zu helfen - in aller Regel weit besser als die zuständigen Fachleute es zuvor gekonnt hatten. Seine genial einfache Hilfe war lästig und unbequem für die etablierten Zuständigen. Man konnte Coué zwar nicht wie Prometheus an einen Felsen des Kaukasus schmieden, wo ein Adler kam und seine Leber fraß, die aber immer wieder nachwuchs. Auf Coué hackte man nur ein bisschen in wissenschaftlichen Theoriediskussionen herum. Dann schien das Problem, Teil 1, gelöst, weil Coué schon im Alter von 69 Jahren in den Olymp aufgenommen wurde. Blieb noch Teil 2: die Rückeroberum des "Feuers der alleinigen Erleuchtung". Dafür brauchte man einen aus den Reihen der Zuständigen: einen Arzt. Der junge, fleißige, strebsame und zuweilen auch geniale Dr. Schultz bot sich an. Er machte aus der Autosuggestion, mit der alle alles erreichen konnten, eine auf eine Schmalspurtechnik reduzierte, kontrollierbare, gut lizenzierbare und daher bestens für die GOÄ geeignete Spezialmethode. In einem sehr beschränkten Rahmen kann man damit Ähnliches erreichen wie mit der Autosuggestion in Coué-Qualität. Schultzens viel reiferes (und Coué näheres) Lebenswerk, die bionome Psychotherapie, kennt heute niemand. Das hat dieser doch recht interessante Pionier m.E. nicht verdient. Und vor allem haben die Leute, die Hilfe suchen, nicht verdient, mit dem abgefüttert zu werden, was viel weniger bewirkt und mehr kostet. Wir sollten langsam wieder dazu zurückkehren, selbst zu prüfen, was wie gut für uns funktioniert. Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
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Veröffentlicht : 06/01/2012 9:11 pm