Also letztens saß ich nachmittags im Bus und wollte nach Hause fahren. Vor mir saßen zwei Frauen und redeten miteinander. Die eine sagte etwas von progressiver Muskelrelaxation. Es soll wohl dafür nützlich sein um Stress abzubauen und sich entspannen zu können. Wer kann mir denn dazu noch einiges mitteilen? Es hat meine Aufmerksamkeit extrem geweckt, denn vielleicht wäre das ja auch etwas für mich und meine kleine Tochter.
Es handelt sich um eine fachlich anerkannte und erprobte Methode zur Entspannung. Die Methode wurde von Edmund Jakobson, einem amerikanischen Arzt und Neurophysiologen, entwickelt. Die positiven Effekte sind wissenschaftlich nachgewiesen und haben schon bei vielen Menschen zur Verbesserung ihres Wohlbefindens beigetragen. Jakobson beobachtete, dass jede psychische Erregung und Spannung zu einer Zunahme der Muskelspannung führt. Warum ist das so? Unser Körper hat die Angewohnheit, bei Stress gewisse hormonelle Reaktionen auszulösen, um uns auf rasche Aktionen vorzubereiten. Aktion bedeutet auch, Muskelspannung aufzubauen, die jedoch oft gar nicht eingesetzt bzw. gebraucht wird. Also können aus der Anspannung Verspannungen werden. Und so beginnt unser komplexes Nervensystem seine Balance zu verlieren. Stress-Symptome treten auf. Was können wir tun, um diesen Kreislauf zu durchbrechen? Entspannen wir nun unsere Muskeln, wird auch das seelische Erregungsniveau gesenkt - ein Zusammenhang, den wir uns zunutze machen können. Damit wird dem Stress schon im Anfangsstadium der Boden entzogen. Diesen Gedanken finde ich faszinierend: Wir können uns selbst helfen und das auch noch rechtzeitig.
PMR wird bereits erfolgreich für Kindern (ab ca. 4 Jahren) und Jugendliche eingesetzt. Es gibt ein erprobtes Übungsprogramm, das mit der Entspannung der wichtigsten Muskelgruppen arbeitet. Die PMR sollte durch eine fachlich ausgebildete Kraft (z.B. Entspannungspädagogen) vermittelt werden. Empfehlenswert sind Kleingruppen mit Kindern, die etwa gleich alt sind und Interesse an ruhigen Bewegungsabläufen haben. Eine Entspannungsstunde für Kinder sollte immer gleich ablaufen und aus folgenden Teilen bestehen: Die Kinder werden auf die Entspannung eingestimmt, dann wird ihnen der Übungsteil vermittelt. Anschließend führen sie diesen selbst aus und besprechen danach, wie sie damit zu Recht gekommen sind. Am Ende steht ein kleines "Abschiedsritual". Sinnvoll sind acht Einzelstunden, um den Kindern nahe zu bringen, sich mit PMR selbst zu entspannen. Der Aufwand für die Eltern hält sich also in Grenzen, denn die Kinder werden zum eigenständigen Üben angeleitet.
PMR bringt ein Stück Entspannung in den Familienalltag. Sie kann den Kindern dabei helfen, gesund zu bleiben und das Großwerden gelassener zu erleben. Selbstverständlich tut PMR auch Eltern sehr gut, die sich von Stress-Symptomen erholen und ausgeglichener werden wollen. Sicherlich ist es eine verbindende Erfahrung für die Familie, gemeinsam etwas Neues auszuprobieren. Die Entspannung durch PMR wirkt ganzheitlich: Auf der Körperebene, im Gefühlsbereich und im Bereich der Konzentration. Dies gilt natürlich auch für Erwachsene. Die Wirkungen im Körper sehen folgendermaßen aus: Die Muskelspannung senkt sich ab, Verkrampfungen gehen zurück. Das gilt für Muskeln, die wir selbst anspannen können und auch für Muskeln, die unwillkürlich arbeiten wie z. B. der Magen. Die Gefäße werden locker, dadurch wird der Körper stärker durchblutet und besser mit Sauerstoff versorgt. Der Atem wird gleichmäßiger, wodurch die Entspannung insgesamt vertieft wird. Die Selbstheilungskräfte im kindlichen Organismus werden aktiviert.